Branchenverband veröffentlicht Forderungspapier zur Berücksichtigung in den Diskussionender Bundesregierung zur Aktualisierung des Gebäudeenergiegesetzes
Sauerlach, 18. Dezember 2025. Die IG Infrarot Deutschland e.V. setzt sich für eine faire, technologieoffene und realitätsnahe Ausgestaltung des geplanten Gebäudemodernisierungsgesetzes (GMG) ein. Elektrische Infrarotheizungen werden im aktuellen Ordnungs- und Fördersystem systematisch benachteiligt – nicht aus technischen Gründen, sondern aufgrund veralteter Bewertungslogiken und einseitiger Fördermechanismen. „Entscheidend sollte sein, dass ein Heizsystem im Betrieb keine CO₂-Emissionen verursacht – nicht, welche Technologie dahintersteht“, sagt Christoph Weiland, Vorstand der IG Infrarot Deutschland e.V. Um hierauf aufmerksam zu machen und zielführende, realitätsnahe Änderungen und Optionen aufzuzeigen, hat die IG Infrarot Deutschland ein Forderungspapier für die laufenden Diskussionen veröffentlicht.
Die zentralen Forderungen lauten:
Technologieoffene Bewertung strombasierter Heizsysteme
Jedes Heizsystem, dass die Ziele des heutigen Gebäudeenergiegesetzes erfüllt, muss gleichwertig vor dem Hintergrund der Zielerreichung behandelt werden. Das gilt insbesondere für elektrische Infrarotheizungen mit hohem Strahlungswirkungsgrad. Reale Nutzungsvorteile wie zonale, bedarfsorientierte Beheizung, geringere Raumtemperaturen bei gleichem Komfort und intermittierender Betrieb sind angemessen zu berücksichtigen.
Realitätsnahe Weiterentwicklung des Primärenergiefaktors für Strom
Der aktuelle Primärenergiefaktor von 1,8 für netzbezogenen Strom bildet weder den heutigen Strommix noch Eigenstromnutzung ab. Er ist zeitnah weiterzuentwickeln – etwa durch einen dynamischen Primärenergiefaktor, die reduzierte Bewertung bei Gebäuden mit Photovoltaik- und Speicherintegration oder alternativ ein CO₂- bzw. Endenergie-basierter Erfüllungspfad.
Technologieoffene Förderung auf Gebäudeebene
Förderbedingungen, die im GMG spezifiziert werden, sowie Förderprogramme in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) müssen konsequent technologieoffen sein. Maßgeblich sollte die Zielerreichung des Gebäudes sein, nicht der Systemtyp. Bewertungskriterien sollten CO₂-Wirkung, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit sein.
CO₂-orientierte Abwrackprämie statt Systemförderung
Der Verband fordert eine technologieoffene Abwrackprämie für fossile Heizungen. Gefördert werden soll ausschließlich der dauerhafte Ausstieg aus fossilen Systemen – unabhängig von der gewählten neuen Heiztechnologie. Das Ziel klimaneutraler Gebäude bis 2045 setzt voraus, dass jährlich rund 1,2 Millionen Heizungen ersetzt werden. Dafür braucht es technologieoffene Rahmenbedingungen, die ausschließlich den dauerhaften Ausstieg aus fossilen Heizsystemen fördern.
Weitere Forderungen der IG Infrarot Deutschland e.V.
Lebenszyklusbetrachtung (LCA) beschleunigt einführen
Eine verpflichtende oder gleichwertig anerkannte LCA führt insbesondere im Bestand zu sachgerechteren Ergebnissen als reine Betriebsenergiebetrachtungen. Materialeinsatz, Lebensdauer und Wartungsaufwand sind stärker zu berücksichtigen.
Soziale und wirtschaftliche Umsetzbarkeit sichern
Das GMG muss soziale und wirtschaftliche Realitäten abbilden. Niedrige Investitionskosten, schnelle Installation und schrittweise Modernisierung machen Infrarotheizungen zu einer sozial verträglichen Option. Technologieoffenheit ist Sozialpolitik.
Integration in hybride und quartiersbezogene Konzepte
Strombasierte Heizsysteme – insbesondere Infrarotheizungen – sind als Bestandteil hybrider und quartiersbezogener Lösungen anzuerkennen. Sie können für Spitzenlast- und Übergangslösungen genutzt und in netzdienliche Steuerungs- und Speicherstrategien eingebunden werden.
Die Forderungen auf einen Blick
1 Technologieoffene Bewertung strombasierter Heizsysteme
2 Realitätsnahe Weiterentwicklung des Primärenergiefaktors für Strom
3 Technologieoffene Förderung auf Gebäudeebene
4 CO₂-orientierte Abwrackprämie statt Systemförderung
5 Lebenszyklusbetrachtung beschleunigt einführen
6 Soziale und wirtschaftliche Umsetzbarkeit sichern
7 Integration in hybride und quartiersbezogene Konzepte
Appell und Angebot
Die Wärmewende im Gebäudebestand gelingt nur mit offenen Systemen, fairer Bewertung und sozial tragfähigen Lösungen. Die IG Infrarot Deutschland steht bereit, den Gesetzgebungsprozess konstruktiv, faktenbasiert und lösungsorientiert zu unterstützen.
Das Forderungspapier steht hier zum Download zur Verfügung.
Foto:
Infrarotheizungen ermöglichen eine zonale, bedarfsorientierte Beheizung und geringere Raumtemperaturen bei gleichem Komfort. (Foto: Welltherm)